Paul-Louis Courier

épistolier, pamphlétaire, helléniste
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Die Chavonnière

Von den römischen Ursprüngen bis in das 18. Jahrhundert

Die Chavonnière von Odile Lautman La Die Chavonnière von Odile Lautman
 
D a es dort einen Gemeinschaftsbrunnen gab, hatte sich etwas südlich des Standorts der Chavonnière eine römische Villa befunden. Im 4. Jahrhundert wurde sie infolge einer Bauernrevolte gegen die römische Besteuerung zerstört. Davon zeugen die 1854 bei einer Entwaldungsaktion entdeckten Überreste antiker Konstruktionen. Diese Entdeckung gab 1855 den Anstoß zu Ausgrabungen. Dabei fand man ein Skelett, welches eine römische Münze bei sich trug (handelt es sich hier um den antiken Glauben, wonach dem Fährmann Charon ein Obulus gezahlt werden musste?).
Im Mittelalter befand sich auf dem Gelände ein landwirtschaftlicher Betrieb, welcher der Vogtei von Véretz anhing. Nachdem die Anlage während des Hundertjährigen Krieges zerstört worden war, wurde sie wiederaufgebaut als Frieden eingekehrt war. Das Herrenhaus auf dem Plateau, welches das Cher-Tal überragt, wurde Ende des 17. Jahrhunderts errichtet, die Nutzgebäude stammen jedoch teilweise aus dem 15. Jahrhundert. Im Süden grenzte ein Taubenschlag an das Haus. Im Jahr 1630 ist der Ort unter dem Namen Chavonnes bekannt. Erst ab 1651 nimmt er endgültig die Bezeichnung Chavonnière an.
Die Wissenschaft der Ortsnamenkunde hat, wie sie es häufig tut, gleich mehrere Hypothesen zur Etymologie des Namens aufgestellt. So leitet M. Marchadier Chavonnière vom altfranzösischen chaoinie oder chavoignie ab, was beides abgewandelte Formen von chaonie sind und in etwa großer Eichenwald bedeutet. M. Gendron formuliert zwei Hypothesen: Chavonnière stehe in Beziehung zum Wort chavon, einer alten Bezeichnung für Waldkauz, oder aber mit einer Person namens Guillelmo Chavonneau, ein Grundbesitzer, den man im 14. Jahrhundert in Véretz kannte. Die Angelegenheit ist von einer endgültigen Klärung noch weit entfernt.
1728 bestanden die Gebäude aus „zwei Wohnteilen, sechs Zimmern mit Kamin, Ziegel- und Schieferdach, einem großen Garten, alles von Mauern umgeben, zweieinhalb Ar groß“.
Die Chavonnière war ein kleines, eingefriedetes Stück Land, das heißt eine mit Wein bepflanzte Länderei mit Wohnhaus und umgebender Steinmauer.
Es war Augustin Isambert, Gemeinderat von Véretz zwischen 1815 und 1819, der die Chavonnière zum Preis von 22600 Francs an Paul-Louis Courier verkaufte. Der vorige Besitzer war sein eigener Vater, ein General, der unter dem Nationalkonvent auf Betreiben Saint-Justs erschossen worden war. Der Besitz ging an die Witwe, später erbte sein Sohn Augustin.

Courier in der Chavonnière

La Chavonnière La Chavonnière, Haus von Paul-Louis Courier aus dem Jahre 1818
 
A m 21. April 1818 bezieht Paul-Louis zusammen mit seiner Frau die Chavonnière. Herminie führte ein Familienbuch (eine damals übliche Form der Dokumentation), das sie „livre de la Chavonnière, notre propriété“ nannte. Die Kaufbedingungen waren für den Käufer katastrophal, da er sich dazu verpflichtete, dem Verkäufer einen Teil der Gebäude zur freien Nutzung zur Verfügung zu stellen – und das zehn Jahre lang!
Die Geliebte Isamberts, die schreckliche Manette, machte Herminie das Leben schwer. Courier sah sich deshalb gezwungen, Isambert und seiner Gefährtin den Zugang zur Chavonnière zu verwehren. Dies führte zum Prozess, welcher Isambert im Februar 1820 dazu verurteilte, die Prozesskosten zu tragen, während Courier lediglich eine Strafe zahlen musste, die geringfügiger war als die Entschädigung, die er seinem Gegner vor dem Prozess im Guten angeboten hatte.
Kaufvertrag der Chavonnière Kaufvertrag der Chavonnière - 21. April 1818
 
Am 11. April 1825, bereits einen Tag nach dessen Ermordung im Wald, lagen die sterblichen Überreste Couriers auf dem Grundstück der Chavonnière begraben.
Das Grundstück umfasste eine Fläche von 12ha und 30a, wovon ein Viertel mit Weinstöcken bepflanzt war.
Das einzige Grundstück in der Nachbarschaft war das Schloss von Roche-Morin, das 1821 der Marquis de Siblas (zu Beginn der Julimonarchie kurzzeitig Bürgermeister von Véretz) kaufte. Die Familie Courier unterhielt gute Beziehungen zur Familie De Siblas. Nach dem letzten Krieg ließ man das Schloss verwahrlosen bis es schließlich verschwand.
Louis Frémont kam 1819 als Gärtner in den Dienst der Familie Courier. Ab 1824 übte er die Aufgaben des Jagdaufsehers aus. Der Mann mit einer Schwäche für den Alkohol und von recht mittelmäßiger Intelligenz tötete seinen Herren auf Druck von Symphorien Dubois.


Kaufvertrag der Chavonnière, vom 21. April 1818 :

Vor dem Masters Gatien Petit et Noël André Bidault, Notare in Tours, Courier, 21. April 1818 unterzeichnete das Gesetz des Ankaufs der Chavonnière. Die Größe des Grundstücks beträgt 12 ha und 30 a zu einem Preis von 22.600 Franken, zahlbar in zehn Jahren ab dem Zeitpunkt der Handlung, bei einem Zinssatz von 5% pro Jahr durch sechs teilbar Monat …
In der Tat, die Beschreibung des Hauses ist kurz:
„ …bestehend aus Wohnhaus für die Nutzung durch den Kapitän und Closier Gebäude, die mit stabilen und Schuppen, eine Scheune in eine Presse, die mit ihren Möbeln und drei Tanks mit einem Stein gefüllt sind …“

La Chavonnière La Chavonnière, Gehäuse Pamphletist P.-L. Courier in deren Nähe er wurde 1825 ermordet
 
Paul-Etienne Courier wurde am 30. September 1820 in der Chavonnière geboren.
Am 20. Juli 1822 führte die Polizei in Abwesenheit des Eigentümers eine Hausdurchsuchung durch. Man hoffte auf Exemplare der Pétition pour des villageois qu’on empêche de danser zu stoßen. Die Chavonnière stand unter ständiger Beobachtung. Es ist so gut wie sicher, dass ein Informant der Polizei sich unter die große Zahl der Angestellten mischte.
Pierre Dubois wurde am Tag der Sommersonnwende 1823 als Feldarbeiter und Fuhrmann in der Chavonnière eingestellt. Courier entließ ihn am 18. Juli 1824. Er zahlte ihm seinen Lohn und eine Entschädigung für den Verlust der Anstellung.
Pierre hatte seinen Bruder Symphorien im Februar 1824 in die Chavonnière geholt. Nach dem Tod des Herrn, erhielt Symphorien von Herminie die Anweisung, den Betrieb zu leiten. Doch der noch nicht einmal 32-Jährige verstarb am 18. August 1827 infolge eines Schlaganfalls. Louis-Esther Courier wurde am 20. Oktober 1824 in der Chavonnière geboren.
Anfang des Jahres 1825 verließ Madame Courier mit Paul-Etienne die Chavonnière und ging nach Paris. Sie kam zehn Tage nach der Ermordung ihres Ehemannes zurück.

Die Chavonnière nach Courier

La Chavonnière Angebracht Gedenktafel an der Chavonnière (Foto M Bouyé)
 
I sambert kaufte das Grundstück am 23. Juli 1827 für 26000 Francs zurück, da zu Couriers Lebzeiten lediglich die Zinsen beglichen worden waren. Er ließ sich dort jedoch nicht nieder, sondern schenkte es 1839 seiner Tochter zur Hochzeit.
Als die Familie Courier das Grundstück bereits seit langer Zeit verlassen hatte, wurde der quadratische Pavillon im Süden der Chavonnière abgerissen. Aus welchen Gründen? Man weiß es nicht. Vielleicht waren es die Nachfahren von Isambert, vielleicht aber auch die neuen Besitzer. Eines ist jedoch gewiss: Zusätzlich zu den Nebengebäuden, die im Süden der Chavonnière erbaut worden sind, und offensichtlich aus der Anfangszeit stammen, hat die Chavonnière ihren Charakter bewahrt, wenn sich auch die Gestalt inzwischen verändert hat. Denn anders als heute war der Haupteingang zu Couriers Zeiten im Süden.
1872 kaufte Philippe Habert-Avenet die Chavonnière. Sein Sohn Eugène erbte sie Ende des Jahrhunderts. Zu dessen Lebzeiten, und zwar am Samstag, den 03. April 1912, wurde die Chavonnière mit einem Gästebuch ausgestattet. Zahlreiche Besucher und Bewunderer des Pamphletisten haben darin unterschrieben, darunter auch Robert Gaschet, sein erster Biograf und Anatole France.
Am Sonntag, den 08. September 1818, organisierte ein Komitee eine Veranstaltung in der Chavonnière. Eine Gedenktafel wurde angebracht und Anatole France hielt eine Rede.
Am 23. November 1955 wurde, mit freundlichem Einverständnis von Blanche Habert, in Véretz und insbesondere auf dem Grundstück der Chavonnière einer von André Rivière in die Wege geleitete Würdigung Couriers Raum gegeben.
Der Ort war bis 1988 für Besucher zugänglich, bis Blanche Habert, die sich lebhaft an die Besuche von Anatole France während ihrer Kindheit erinnern konnte, verstarb.
Nach dem Auszug der Kinder Blanche Haberts im Jahr 1989, wurde die Chavonnière nicht mehr bewohnt. Mehrmals von Hausbesetzern eingenommen, wurde sie Opfer eines Feuerschadens. In der Silvesternacht 2004/2005 wurden die aus dem 15. Jahrhundert stammenden Nebengebäude durch einen Brand unbestimmter Ursache zerstört. Man geht davon aus, dass das Feuer nicht durch Zufall ausgelöst wurde.
Eine Familie aus der Touraine hat das Haus nun zurückgekauft und nach dem traurigen Ereignis restauriert. Die Tatsache, dass sie erneut bewohnt wird, bewahrt die Chavonnière vor dem Verfall.

Quellen
L. Marchadier, Paul-Louis Courier, son domaine de la Chavonnière, sa vie intime…, Imprimerie tourangelle, 1925.
René Caisso, Die Chavonnière und Paul-Louis Courier, cahier PLC, November 1973.
Stéphane Gendron, les noms de lieux de Véretz, Tours 2007.
Jean-Pierre Lautman.


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